Der Land Rover Defender im Test
Der Land Rover ist seit Neuauflage 2020 eine Geschmacksfrage geworden. In der Regel ist die Neuauflage des Klassikers von 1948 im Grosstadtrevier zu Hause, gesteuert von Frauen und Herren der besseren Vororte, die damit ihre Bolonkas zum Hundecoiffeur oder ihre Golftaschen zum Caddy bringen. Freilich, in der Stadt selbst wird die G-Klasse oder der Range Rover bevorzugt – der Landi aber gibt auch dem ambitioniertesten Städter das Flair, doch zum Landmenschen zu taugen.
Sein bestimmt Bewusstsein. Der Land Rover Defender 110 V8 mit 525 PS, der vor mir steht, brüllt mich förmlich an: «Fahr nicht in den Wald mit mir!» Das Fahrzeug fühlt sich augenscheinlich vor Shisha-Bars, vor dem Café de Paris in Monaco oder Szene-Etablissements in Berlin oder London wohler als auf dem frisch abgeernteten Maisacker zur Wildschweinjagd. Innen wie aussen sieht der Wagen aus, als habe ein Söldnerführer höchstselbst Hand am Design angelegt. Anders ist der wirre Materialmix aus Plastik, Metall, Leder und Velours in mindestens 50 verschiedenen Grautönen – honi soit qui mal y pense – nicht zu erklären. Düsterdisko im Innenraum, matt, abgeschliffen, bewusst grober gehalten als nötig. Man ist ja ein Geländewagen! Das erklärt auch die gewollte Konstruktion am Handschuhfach, wo ein waagrechter Griffbügel wenigsten dem Passagier suggerieren soll, dass es sicher gleich ins Gelände gehe. Ansonsten ist das Cockpit und die elektronische Unterstützung zurückhaltend und übersichtlich, man findet sich sofort zurecht und das Multifunktionslenkrad bietet einem alles, was man für den Fahralltag braucht. Und man hat Platz. Reichlich Platz für Einkäufe, Snacks, Getränke, Kaffeebecher, verlegte Magazine, Feldstecher und Jagdmesser. Doch, doch, man fühlt sich wohl hier drin.
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